EIN WIN-WIN-WIN FÜR KONSUMENTEN, ERZEUGER UND UMWELT
Die Globalisierung hat in den letzten Jahrzehnten auch in der Beschaffung von Lebensmitteln einen massiven Umbruch verursacht. Wer heute wissen will, wo sein Essen herkommt, muss selbst aktiv werden. Da steht man schonmal länger vor dem Supermarktregal und sucht nach Herkunftsangaben oder nimmt den Weg zu diversen Hofläden auf sich. Fakt ist, der Konsument von heute möchte wissen, wo seine Lebensmittel herkommen und wie sie erzeugt wurden. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, bietet eine sogenannte FoodCoop.
Was ist ein FoodCoop eigentlich?
Was dem Laien noch nichts sagt, ist eine Einrichtung mit viel Sinn. Ernährungsbewusste Menschen ergreifen die Initiative und leisten mit großem Einsatz ihren Beitrag zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem. Biologisch, regional und saisonal sind dabei die Leitwerte.
Hier aber erstmal eine Begriffserklärung: FoodCoop kommt aus dem Englischen und setzt sich aus den Wörtern Food und Cooperative zusammen – also eine Lebensmittelkooperative.
FoodCoops sind nicht gewinnorientierte, selbstverwaltete Zusammenschlüsse von Personen oder Haushalten, die eine Infrastruktur zur Besorgung und Verteilung von fairen und nachhaltigen Produkten direkt von lokalen Bäuerinnen und Bauern bieten.
Renate Thorwartl
Dabei reicht der Bogen von ehrenamtlich verwalteten Vereinen bis hin zu professionell geführten Großprojekten. Bei der einen Initiative steht die Regionalität im Vordergrund, bei der anderen ist Bio oberster Leitsatz.
Regionalität und Umweltbewusstsein – Widerspruch statt Symbiose?
Zu dem Wunsch nach Regionalität gehört in der Regel ein Beschaffungssystem, das sich aus vielen klein strukturierten Anbietern zusammensetzt. Wer nicht gerade mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist, legt für die Besorgung seiner Lebensmittel bei der Bäuerin oder dem Bauern seines Vertrauens oft viele Autokilometer zurück. Die freigesetzten Abgase belasten Klima und Umwelt. Wäre da nicht der Gang zum lokalen Handel fast schon wieder umweltbewusster?
Auch für diese Problemstellung bieten FoodCoops die richtige Antwort. Der Kunde holt seine Wochenbestellung im FoodCoop-Laden ab und hat so mit nur einer einzigen Fahrt alles beisammen. Die Sammelbestellungen werden gemeinsam angeliefert – Emissionen dadurch auch auf Seiten des Lieferanten eingespart.
FoodCoops sind deswegen auf dem Vormarsch. Ernährungs- und Umweltbewusstsein sorgen für die Gründung immer neuer Initiativen, die sich eigenverantwortlich um die Beschaffung ihrer Lebensmittel kümmern. Und das nicht nur in Ballungszentren, sondern immer mehr auch im ländlichen Raum.
Da verdient kein Dritter mit – Chance oder Stolperstein?
FoodCoops haben vor allem im ländlichen Raum oft nur einen kleinen Kundenkreis. Laut einer Umfrage der BioAustria sehen Lieferanten vor allem da den größten Stolperstein. Kleine Bestellmengen zahlen sich für den Erzeuger nicht immer aus. Und so fragt sich der eine oder andere Anbieter, ob die Belieferung des lokalen Handels nicht gewinnbringender wäre.
FoodCoops sind vor allem für kleine Direktvermarkter geeignet, die sich mit ihrem breiten Produktsortiment den Anforderungen der Initiative anpassen können und wollen. So bieten FoodCoops zusätzlich zum gängigen Hofladen und Bauernmarkt einen attraktiven Absatzkanal. Aber trotz intensiver Werbung durch Länder und Kammern ist diese Form der Vermarktung einem Großteil der österreichischen Bäuerinnen und Bauern noch unbekannt.
Durch die ehrenamtlich organisierte Beschaffung und Verteilung der Lebensmittel erhält der Konsument den direkten Verkaufspreis des Produzenten. Klar, dass das vor allem dem örtlichen Handel ein Dorn im Auge ist. Bei der Gründung einer FoodCoop muss sensibel vorgegangen und auch der oder die lokale(n) Handelsvertreter eingebunden werden. So können Unstimmigkeiten bereits im Vorfeld vermieden werden.
Und wer profitiert am Ende von einer FoodCoop?
Mittlerweile sind sogar Billigmärkte auf die Regionalitäts-Schiene aufgesprungen und werben mit Schlagworten wie „bio“, „regional“ und „fair“. Warum nehmen Menschen dann den Mehraufwand, der in der selbstorganisierten Lebensmittelbeschaffung steckt, auf sich?
Während die genannten Schlagworte oft nur leere Marketingsprache sind, können sie bei einer FoodCoop-Initiative mit ehrlichem Inhalt gefüllt werden. Denn der Leitgedanke hinter den Lebensmittelkooperativen fußt auf Transparenz, Wertschätzung und gegenseitigem Vertrauen.
- WIN! Der Konsument profitiert durch das Wissen, woher seine Produkte kommen und wie sie produziert werden. Er kann seine regionalen, saisonalen und fairen Produkte an einem Ort abholen und spart sich so das Einsammeln bei verschiedenen Anbietern. Darüber hinaus dient der Laden auch als sozialer Treffpunkt, an dem sich Menschen mit der gleichen Gesinnung gern austauschen.
- WIN! Die Produzenten profitieren durch einen zusätzlichen Absatzkanal, der absolut planbar ist und erhalten durch faire Preise Wertschätzung für ihre Arbeit.
- WIN! Die Umwelt profitiert durch Sammelbestellungen und garantiert kurze Transportwege von eingesparten Emissionen, sowie von der Bewirtschaftung durch ehrliche, transparente Landwirtschaft.
So entsteht ein WIN-WIN-WIN für Konsument, Produzent und Umwelt, das dem zunehmend globalisierten Beschaffungssystem der letzten Jahrzehnte viele Argumente entgegenzusetzen hat.
In deiner Gegend gibt es noch keine FoodCoop? Machts nichts – der erste Schritt zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem ist der Einkauf beim Regionalfuxpartner in deiner Region. Mach auch du einen Schritt in Richtung regionaler Wertschöpfung.