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Regionalität

Maria Thorwartl / 29. Januar 2021

Was ist das eigentlich?

Regionalität liegt voll im Trend. Mittlerweile werben sogar diverse Diskonter mit regionaler Erzeugung. Sie gibt dem Käufer das gute Gefühl, die lokale Wirtschaft zu unterstützen, ländliche Strukturen zu erhalten und durch kurze Transportwege die Umwelt zu schützen. Aber ist eine regionale Vermarktung in allen Fällen mit nachhaltiger Produktion gleichzusetzen? Nützt der Kauf regionaler Produkte sowohl Konsumenten als auch Herstellern?

Und wie verhält es sich mit Produkten, die in „meiner Region“ nicht verfügbar sind, weil sie lokal einfach nicht produziert werden (können)? Bekomme ich das Produkt, das ich brauche, nicht bei mir um die Ecke, ist es dann legitim, wenn ich es mir ein paar Kilometer weiter besorge? Regionalität kann also nicht allein mit Kilometerangaben begründet werden. Womit denn dann?!

Um diese Fragen zu beantworten, muss der Trend von mehreren Seiten beleuchtet werden.

Wann ist denn etwas „regional“?

Regionalfux_Blogbeitrag

In der Werbung wird „regional“ oft mit „aus Österreich“ gleichgesetzt. Ist aber ein Produkt, das aus dem südlichsten Winkel des Landes kommt, für einen Käufer aus dem Norden des Landes noch regional? Zuallererst geht es also um die Definition von Begrifflichkeiten: Was ist denn diese viel besagte „Region“? Sprechen wir von einem Ort, einem Bezirk, einem Bundesland oder vielleicht sogar von ganz Österreich, der EU, etwa ganz Europa!? Eine gesetzliche Definition fehlt bislang.

Aus Sicht der Verbraucher gibt es zwei Faktoren, die Regionalität zu dem machen, was wir allgemein darunter verstehen:

  • die Wertschöpfung bleibt in der Region und
  • es entsteht ein möglichst geringer Transportaufwand

Der Begriff „Region“ ist dabei äußerst subjektiv besetzt und wird, abhängig von Blickwinkel und aktuellem Befinden, von Mensch zu Mensch unterschiedlich interpretiert. Fühle ich mich als Mühlviertler, als Österreicher oder als Europäer? Was heute so ist, kann nächste Woche ganz anders sein.

Und der geringe Transportaufwand soll sich nicht nur beim Produkt, sondern auch bei den Roh- und Hilfsstoffen niederschlagen. Ist Rindfleisch, das zwar aus Österreich kommt, aber mithilfe von Soja aus Südamerika produziert wurde regional?

Kaufen wir Tiroler Speck, dann gehen wir davon aus, dass nicht nur die Art der Herstellung nach Tiroler Art erfolgt, sondern, dass auch das dafür verwendete Fleisch aus Tirol stammt. Noch schöner wäre, wenn das Schwein sein Leben lang mit aus Tirol stammendem Futter versorgt wurde. Diese Hintergrundprozesse können wir Verbraucher unmöglich erfassen oder kontrollieren. Eine gesetzliche Vorgabe, zur regionalen Kennzeichnung gibt es nicht.

Regionalität wird von den Menschen oft mit einer höheren Qualität assoziiert. Aber nicht überall, wo „regional“ draufsteht, ist auch „Regionalität“ drin. Oft handelt es sich dabei nur um ein Marketinginstrument, das dem genauen Nachlesen des Verpackungstexts nicht standhält. Diese Tatsache macht eine übergeordnete Reglementierung unumgänglich.

Ist Regionalität auch immer nachhaltig?

Der Wunsch des Endkunden, jedes Produkt zu jeder Zeit im Jahr verfügbar zu haben, bedingt, dass die regionale Alternative basierend auf Preis und Aussehen oft schlechter abschneidet als Produkte mit einem vielfach längeren Transportweg. So kann ein steirischer Apfel im März weder geschmacklich noch in Sachen Aussehen mit einem gerade frisch geernteten Apfel aus Übersee mithalten. Der heimische Apfel kann im Februar auch bereits wesentlich mehr Treibhausgase produziert haben als die Alternative aus Übersee. Schließlich wurde er sechs Monate lang in spezieller Atmosphäre gelagert und gekühlt.

Und genau das ist es, wo der Konsument gefordert ist. Denn Regionalität funktioniert am besten mit Saisonalität. Es ist nicht nur gesünder, sondern auch klüger, Lebensmittel dann zu konsumieren, wenn sie auch Saison haben. Die im Jänner geerntete Tomate aus dem Glashaus, die oft in ihrem Leben noch keine Erde gesehen hat, schmeckt ohnehin nicht annähernd so gut wie die frisch geerntete Tomate im September, oder?

Regional bedeutet also nicht immer gleich „ökologisch wertvoll“ – es bedeutet nur das, was das Wort an sich sagt: Das Produkt kommt aus der Region. Ist es daher immer einem vorzuziehen, das außerhalb „der Region“ produziert wurde, auch, wenn dieses biologischer, nachhaltiger und vielleicht mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck produziert wurde?

Wir können nicht automatisch davon ausgehen, dass Regionalität mit Nachhaltigkeit gleichzusetzen ist. Wir haben mit dem Kauf regionaler Produkte aber eher die Möglichkeit, Standards bezüglich Qualität, Arbeits- und Produktionsbedingungen, Tierwohl und Klimaschutz zu überprüfen. Das kann Produzenten zu einer ständigen Weiterentwicklung und Verbesserung dieser Standards anhalten. So tappen wir nicht in Werbefallen und bestimmen mit, wie die Produkte, die wir konsumieren, produziert und vermarktet werden.

Und worauf soll man beim Kauf jetzt wirklich achten?

Regionalität begründet sich nicht in Kilometerangaben, sondern in den Werten, die hinter Produktions- und Vermarktungsprozessen stecken. Regionalität als Begriff an sich sollte also zutreffender und damit auch nachhaltiger mit anderen Kategorien wie zum Beispiel Heimat, Kultur, ehrlichem Handwerk, regionaler Identität und lokalem Brauchtum begründet werden.

Bestenfalls passiert „Regionalität“ entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Von der Herstellung der Rohstoffe über die Verarbeitung bis hin zur Vermarktung. Passiert all dies innerhalb einer nicht allzu groß abgesteckten Entfernung, können wir von Regionalität in seiner höchsten Form sprechen. Lokale Wertschöpfung erhält lokale Strukturen, stärkt die bäuerliche Landschaft und sichert uns somit die Versorgung mit einer Vielfalt an heimischen Produkten. Sie nutzt regionale Ressourcen und schützt Klima und Umwelt durch kurze Transportwege.

Trotzdem darf Regionalität nicht exklusiv in ihrem engsten Sinn stattfinden. Besonders Produzenten aus Nischenmärkten, die regionsspezifische Produkte mit einer eindeutigen Herkunftsbezeichnung produzieren, sind abhängig von einer überregionalen Käuferschaft. Eine falsch verstandene Regionalität würde bedeuten, dass wir auf Produkte verzichten , die zwar regional und ehrlich produziert, aber überregional vertrieben werden. Beispielsweise Marchfelder Spargel, Wachauer Marillen, Schilcher oder viele andere regionale Spezialitäten. Wichtig ist, dass wir wissen, wo sie herkommen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden.

Und genau das ist die Mission von uns Regionalfüxen: Wir versorgen dich mit dem geballten Wissen über die AnbieterInnen deiner Lieblingsprodukte und prüfen auch deren Qualität. Schau am besten gleich rein in die vielfältigen Angebote der Regionalfux-Partner.

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